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Grundstruktur des Verfahrens

Wie sieht ein Beteiligungsverfahren aus, das sich am PEM orientiert? Dieser Frage wollen wir auf dieser Seite nachgehen. Besonders wichtig sind dabei zwei Fragen: Wer ist Teil des Verfahrens? & Wie läuft das Verfahren grundsätzlich ab? Hier präsentieren wir Ihnen alle wichtigen Informationen zu den Akteuren und dem Prozess des PEM.

Die Akteure

Neben politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern und einem interdisziplinären Wissenschaftsteam sollen auch diverse Stakeholder beteiligt werden – d.h. relevante Interessensgruppen und Institutionen mit Entscheidungsmacht und spezifischer Expertise – und eine „Mini-Öffentlichkeit“, die möglichst repräsentativ für die Bevölkerung dabei ist. Um diese "Mini-Öffentlichkeit" auszuwählen, hat sich etwa eine zweistufige Zufallsauswahl bewährt, bei der auf gewisse demografische Kriterien wie Alter, Geschlecht, Bildungshintergrund o.ä. geachtet wird. Wenn Sie daran interessiert sind, finden Sie hier weitere Informationen zum Hintergrund und den Kriterien des Auswahlprozesses.

Was genau sind Stakeholder?

Stakeholder sind für das jeweilige Verfahren relevante Interessesgruppen und Institutionen mit Entscheidungsmacht und spezifischer Expertise. Was meinen wir damit? Das sind Organisationen, Bündnisse oder Vereine, die Teil der komplexen Ausgangslage sind und sich mit besonderem Expertenwissen in den Prozess einbringen können. Im Falle eines Waldgebietes wären das zum Beispiel naheliegenderweise Jagdpächter:innen, Förster:innen oder der Naturschutz-Bund. Das sind allerdings nicht alle relevanten Gruppen, denn wir verstehen darunter auch Kindergärten, Sportvereine oder Schulen die den Wald regelmäßig nutzen. Die genaue Zusammensetzung dieser Gruppen kann sich natürlich von Projekt zu Projekt unterscheiden.

Der Prozess

Während des PEM-Prozesses kommen die Stakeholder und das Wissenschaftsteam in drei wesentlichen Phasen zusammen: Problemanalyse (1), Deliberation von Lösungsideen (2) und Evaluation (3). Der genaue Aufbau und Ablauf dieser Phasen unterscheidet sich je nach konkretem Projekt. Idealerweise verläuft eine Diskussion über komplexe Politikprobleme laut PEM-Modell in demokratischen Gesellschaften folgendermaßen (Grafik aus Edenhofer&Kowarsch 2015, s. Publikationen):

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1. PROBLEMANALYSE

Unerlässlich ist eine gründliche gemeinsame Analyse des Ausgangsproblems – denn ein wohlformuliertes Problem ist bereits halb gelöst, wie ein altes englisches Sprichwort sagt. Hierfür werden die Perspektiven unterschiedlichster Akteure einbezogen: Wo sehen sie Probleme und Handlungsbedarf, wo evtl. deren Ursachen? Was ist ihnen wichtig, konkret wie auch grundsätzlicher (Werteorientierung, etc.)? Und welche Fakten weiß die Wissenschaft zum diskutierten Problem beizutragen? Selbst nach diesem Schritt ist die Problemanalyse noch vorläufig – aber hoffentlich tiefer und klarer als zuvor, so dass eine erste Lösungssuche überhaupt fruchtbar sein kann und nicht zu sehr am eigentlichen, zumeist vielschichtigen Problem vorbeigeht. Für die Entwicklung vorläufiger erster Lösungsideen auf der Basis der erfolgten gemeinsamen Problemanalyse kann die Wissenschaft eine zunächst recht starke, proaktive Rolle einnehmen, um wichtige bekannte Zusammenhänge und gleich mit aufzunehmen. Weitere Austauschrunden mit allen Akteuren können in dieser Zwischenphase aber sehr hilfreich sein, um die Gefahr von Missverständnissen oder vorschnellen Schlüssen zu vermindern.

2. ERSTE LÖSUNGSIDEEN DELIBERIEREN

Der zweite große Fixpunkt in einem PEM-Beteiligungsprozess ist die gemeinsame Erörterung der vorläufigen Handlungsoptionen im Lichte ihrer möglichen Auswirkungen. In der Regel wird in dieser Phase allseits viel gelernt bei der Diskussion über Handlungsoptionen und oft festgestellt, dass die Problembeschreibung vom Anfang doch noch präzisiert oder ergänzt werden muss und Einseitigkeiten oder noch bestehende Lücken in der Darstellung des möglichen politischen Lösungsraums behoben werden müssen. Der Zweck heiligt nicht die Mittel: ggf. anfängliche Ziele revidieren, wenn die Mittel zu starke unerwünschte Nebenwirkungen haben. Die nachfolgende Überarbeitung der Politikzielbündel, der Handlungsoptionen (Instrumente, Maßnahmen, etc.), der Auswirkungskategorien und der konkret abgeschätzten Auswirkungen primär durch die Wissenschaft kann erneut unterstützt werden durch zusätzliche Austauschrunden. Damit wird der nächste Fixpunkt im Prozess vorbereitet.

3. HANDLUNGSOPTIONEN VERTIEFT BEWERTEN

Durch den schrittweisen Lern- und Überarbeitungsprozess zu den Handlungsoptionen und ihrer relevanten Auswirkungen können alle Akteure in dieser dritten Hauptrunde gemeinsam vertieft erörtern und bewerten, was die besten Zukunftspfade im Lichte ihrer Auswirkungen sein könnten. Das kann auch nach bereits erfolgter Implementierung von Maßnahmen stattfinden, um reale Effekte besser abschätzen zu können. Bei der Bewertung alternativer Zukunftspfade bedarf es keiner Mehrheitsabstimmungen oder Kompromisse, es geht also nicht etwa um das Erreichen einhelliger Politikempfehlungen oder Forderungen. Das Ergebnis des Prozesses sollte vielmehr sein, die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten gemeinsam viel besser zu verstehen als vorher in ihren gesellschaftlich relevanten Dimensionen – was aber keineswegs ausschließt, dass sich bestimmte politische Handlungsoptionen im Laufe des Prozesses als besonders vielversprechend herauskristallisieren.

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